1989 Grenzsoldaten übermalen erste Gemälde
Nach dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 vergingen nur wenige Tage, bis KünstlerInnen erstmals die Möglichkeit wahrnahmen, die Ostseite der Berliner Mauer am Potsdamer Platz zu bemalen. Jedoch überstrichen DDR-Grenzsoldaten die Bilder auf den Segmenten sofort wieder. Kurz darauf präsentierte der Künstler David Monty aus Schöneberg zusammen mit der Künstlerin Heike Stephan aus Prenzlauer Berg seine Idee, die "Mauer zur größten Galerie der Welt" zu machen. In mehreren Gesprächen mit dem Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR einigte man sich schließlich auf das 1,3 km lange Mauerstück in der Mühlenstraße- das Projekt "East Side Gallery" war gegründet und KünstlerInnen aus der ganzen Welt dazu aufgerufen, sich zu beteiligen. Nachdem sich zunächst Heike Stephan als auch einige Zeit später David Monty aus dem Projekt zurückzogen, übernahm Montys damalige Assistentin Christine MacLean die Projektkoordination.
1990 über 100 Kunstwerke als Zeichen der Freude
Am 28. September 1990 wurde die East Side Gallery eröffnet. Die KünstlerInnen schufen mit ihren individuellen Botschaften und Kommentaren ein Dokument dafür, dass der Wunsch nach Freiheit letztlich stärker ist als Zwangsmaßnahmen und Gewalt. Mit mehr als hundert Gemälden drückten sie ihre Freude über den Mauerfall und die Überwindung des Kalten Kriegs aus, sie verliehen ihren Hoffnungen, aber auch ihren Ängsten für ein Leben in Frieden, Freiheit und Demokratie Ausdruck. Die KünstlerInnen der East Side Gallery bewahrten mit ihren Werken die Mauer vor ihrem Abriss, vor weiterem Zerfall und vor Zerstörung. Im November 1991 wurde die East Side Gallery in die Denkmalliste des Landes Berlin eingetragen. Die East Side Gallery ist nicht nur das sichtbarste Resultat der Maueröffnung, infolge des inzwischen nahezu vollständigen Abrisses der Berliner Mauer zählt sie auch zu den wenigen Relikten der Grenzanlagen, die die 28-jährige Teilung der Stadt an ihrem ursprünglichen Standort wahrnehmbar macht.
1996 Künstlerinitiative formiert sich
Über die Jahre hinweg waren die Kunstwerke der East Side Gallery Wind und Wetter ausgesetzt. Zusätzlich schädigten Graffiti die Bilder, sodass neue entstanden und andere hinzukamen. Als Folge entstand 1996 die Künstlerinitiative East Side Gallery e. V., die sich um den Erhalt des Gesamtkunstwerkes bemüht. Mit Unterstützung des Verbands der Lackindustrie wurden im Jahr 2000 stark angegriffene Bilder restauriert. Dies beinhaltete die Glättung der Betonflächen und die Aufbringung eines Speziallackes, der das Entfernen von Graffiti erleichtert. Ein nicht unerheblicher Teil der Gemälde blieb allerdings sanierungsbedürftig.
2008 Künstler malen ein zweites Mal nach Kernsanierung
2008 erfolgte eine weitere Sanierung, die unter der Federführung der Stadterneuerung mbH (S.T.E.R.N.) stattfand. Um das Mauerwerk nachhaltig zu schützen, wurden die Stahlbewehrungen freigelegt und von Korrosionen befreit. Hierzu mussten die Gemälde abgestrahlt und die entstandenen Löcher mit einem Spezialbeton verfüllt und anschließend grundiert werden. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten wurden die Künstler nach Berlin eingeladen, um ihr Kunstwerk ein zweites Mal zu malen. Der Großteil der noch lebenden Kunstschaffenden kam der Einladung nach.
David Hasselhoff unterstützt Mauererhalt
Mit dem Bau der neuen Mehrzweckhalle O2 World (heute Mercedes-Benz Arena) wurde 2013 ein über 40 Meter langer Teil der East Side Gallery versetzt, damit die die Besucher einen ungestörten Blick auf das Spreeufer genießen können. Für eine geplante Wohnbebauung und dem damit verbundenen Wiederaufbau der Brommybrücke musste ebenfalls 2013 ein weiterer Teil der East Side Gallery umgesetzt werden. Der Bau der Luxusapartments wurde durch den Protest von ca. 400 Demonstranten gestoppt. An einer weiteren Demonstration mit 6.000 Teilnehmern nahm der Schauspieler und Sänger David Hasselhoff teil. Der Amerikaner wegen seines Songs „I've been looking for freedom“ von vielen mit der Deutschen Wiedervereinigung in Verbindung gebracht. Trotzdem konnte die Entfernung der Teilsegmente der Mauer nicht verhindert werden, die unter Polizeischutz durchgeführt wurde.
2018 Neue Vermittlungsangebote für Besucher
2018 erhielt die Stiftung Berliner Mauer das Mandat für den baulichen Unterhalt der East Side Gallery und der Pflege der umgebenen Grünanlagen. Die Stiftung bietet Besuchern allerdings auch Informationen zur historischen Einordnung des Denkmals. Mit den Vermittlungsangeboten möchte sie den historischen Doppelcharakter des Ortes veranschaulichen: zum einen als künstlerisches Symbol der Freude über die Deutsche Wiedervereinigung, zum anderen als Zeugnis des Grenzregimes der Deutschen Demokratischen Republik.